Was sind digitale Produkte? (Hero)
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Was sind digitale Produkte?

Digitale Produkte
Software Development
Design
Product Design
Experience

Ich habe verschiedene Personen aus meinem Umfeld befragt, was sie unter einem «digitalen Produkt» verstehen, darunter Engineers, Designer, Tester, Marketeers, Filmproduzenten. Folgende Antworten habe ich erhalten:

«Ich verstehe darunter ein Produkt, das im Kern ohne physische Komponente auskommt. Software ist die Basis. Deshalb sehe ich beispielsweise ein E-Book nicht als digitales Produkt, weil es lediglich die digitale Version eines analogen Produkts ist.»

«Kurz gesagt ist es ein Produkt, das auf IT Systemen verwendet wird, egal ob Laptop, Mobile oder Supercomputer, um einen spezifischen Zweck zu erfüllen.»

«Für mich ist ein digitales Produkt ein Produkt oder Service, die eine wichtige digitale Komponente enthalten. Mit wichtig meine ich, dass das Produkt seine Hauptziele nicht erreichen würde, wenn diese Komponente nicht existiert. Beispiel: Smart Watch.»

«Es kann Hardware oder Software sein, etwas, was diskret funktioniert und demzufolge keine analogen Eigenschaften hat.»

Repräsentativ ist diese kleine «Umfrage» selbstverständlich nicht. Der Konsens dieser Antworten hat mich dennoch überrascht. Ich hätte eher erwartet, dass die Definitionen weniger eindeutig sind und eher in Richtung von E-Books, Musikdateien oder Online-Tickets gehen. Dass die meisten darunter die digitale Ausprägung eines analogen Produkts verstehen. Aber vielleicht bewege ich mich bereits zu stark in einer Bubble, die sich sehr intensiv mit einem neuen Verständnis digitaler Produkte auseinandersetzt.

 

Digitale Produkte: mehrwertbringend, softwarebasiert, holistisch

Ein digitales Produkt generiert grundsätzlich Wert in zwei Richtungen: Zum einen für den Benutzer, dem es einen konkreten Nutzen bringt oder bei der Lösung eines konkreten Problems hilft. Zum anderen für das Unternehmen, indem es direkt oder indirekt Umsatz bringt oder auf ein anderes nicht-monetäres Unternehmensziel einzahlt (z.B. Reputation).

Dabei finden komplexe Interaktionen zwischen dem vom Benutzer verwendeten Teil des digitalen Produkts (Front-End) und dem Gesamtsystem (Back-End) statt. Software ist die entscheidende Grundlage dieses Produkts – es kann eine zusätzliche physische Komponente haben, muss es aber nicht.

An der Entwicklung eines digitalen Produkts sind verschiedene Bereiche beteiligt, beispielsweise Strategie, Design, Entwicklung, Testing, Produktmanagement oder Marketing. Entscheidend ist eine holistische Sicht auf das Produkt und eine teamübergreifende Zusammenarbeit. Dies macht die Entwicklung digitaler Produkte zwar kostenintensiv, aber dafür effektiv. Niemandem nützt ein Produkt, das aus technologischer Sicht erstklassig ist, aber in der Benutzung eher kompliziert und somit für den Benutzer unbrauchbar.

 

Digitale Produkte in der Schweiz

In der Schweiz gibt es bereits einige gute Lösungen. Ein spannendes Beispiel ist die Konto-App neon. Mit einem intuitiven Onboarding-Prozess eröffnen Kunden innerhalb von 10 Minuten ihr Bankkonto – digital und papierlos. Zudem streicht neon als erster Schweizer Kontoanbieter alle Kartengebühren und Wechselkursaufschläge. Dadurch ist die Karte extrem günstig.

Die Social-Shopping-App Amigos ist ein weiteres preisgekröntes Schweizer Projekt. Über eine Web-Plattform stellen Migros-Kund*innen ihre Einkaufsliste zusammen. Freiwillige nehmen diese Bestellung per Amigos-App an. Sie gehen einkaufen und liefern den Einkauf nach Hause. Insbesondere in Coronazeiten zeigt die App zum Zweck der Nachbarschaftshilfe ihren Wert.

Dies sind zwei Paradebeispiele. In der Schweizer Softwarelandschaft werden digitale Produkte jedoch zu oft von der Technologie her gedacht. Frameworks, Tools oder Programmiersprachen stehen im Fokus. Software ist zweifelsohne wichtig, macht aber allein kein gutes digitales Produkt. Ein gutes digitales Produkt ist, wie oben erwähnt, mehr als nur Technologie.

Design ist ebenfalls zentral, wobei Design in diesem Kontext viel mehr bedeutet als nur «schön machen». Design geht weit über die visuelle Gestaltung hinaus. Es ist vielmehr ein Mindset, eine Arbeitsweise und strategische Methoden, die den Nutzer ins Zentrum stellen.

 

Photo by Daniel Korpai on Unsplash